Ist die Metallharmonie Bern zeitgenössische Kunst? Nun, seit dem 11. September 2014 sind wir zumindest ein kleiner Teil davon. Zur grossen Überraschung der Besucher marschierten wir in der Berner Dampfzentrale mitten durch das Stück Everyday von Christian Marclay.
Christian Marclay, Performer und Komponist, erforscht seit über 30 Jahren die gemeinsamen Muster von bildender Kunst und Audiokultur, indem er Sounds und Musik in seinen Performances, Collagen, Installationen, Fotografien und Videos in sichtbare Formen übersetzt. 2011 hat er an der Biennale Venedig den Goldenen Löwen für seine 24-stündige Videoarbeit The Clock erhalten. Everyday ist eine musikalisch-visuelle Performance, die auf einer Collage von kurzen Filmclips basiert. Fünf Musiker erhalten von den Clips visuelle Signale, welche Emotion, Energie, Rhythmus, Tonlage, Lautstärke und Dauer ihrer Improvisationen bestimmen. Aus dieser Wechselwirkung entwickelt sich die musikalische Reise der Performance.
In Everyday arbeitet Christian Marclay mit vier exzellenten Musikern zusammen: Steve Beresford ist international als herausragender Pianist, Elektro-Musiker und Improvisator bekannt und arbeitet als Komponist für Film und Fernsehen. Die Arbeit von Saxophonist John Butcher umfasst Multitrack-Stücke und Improvisationen sowie seine eigenen Kompositionen und Experimente mit Feedback und «extreme acoustics». Mark Sanders ist als Schlagzeuger in verschiedensten Formationen mit praktisch allen führenden Improvisatoren in Grossbritannien, den USA und Europa aufgetreten. Posaunist Alan Tomlinson arbeitet seit Jahrzehnten in der internationalen Improvisationsszene. Er ist Mitglied von Sounds Positive und dem New London Wind Ensemble, macht Solo-Shows und tritt mit seinem Jazz-Trio auf. Wie Christian Marclay glauben sie alle an die Befreiung der Fantasie durch die Kraft der Improvisation.
Everyday wurde von Marclay und seinen Mitstreitern innerhalb von Faster than Sound beim Festival Aldeburgh Music 2011 uraufgeführt.